Event- und Motto-Locations

Es finden sich Kneipen-Restaurants, die man gar nicht als solche bezeichnen würde, weil sie vor allem durch ihre Veranstaltungen auffallen. Je nach Lage hat sich irgendwann ein pfiffiger Kopf gefunden, der das Haus an bestimmten Wochentagen zum Beispiel durch Konzerte zu beleben wusste. Oder es gab des Öfteren erfolgreiche Partys, die dann wöchentlich zur Regel wurden, bis man endlich eine Tanzflächen- und Nachtstunden-Konzession beantragt hat. Die Rede ist von Event- und Motto-Locations, die abseits des Programms zugleich Kneipen-Restaurants sind.

Es geht hier also um einen Dauer-Trend seit den Achtzigern: Die „Eventifizierung“ von Gastronomie.

Vielerorts, und gerade in Bars, Bistros und Artverwandtem rümpfen die Gäste die Nasen, wenn sie mit Live-Programm belästigt werden: Die Gäste sind sich doch gegenseitig interessant genug. Und dann sind diese entweder der Band zu laut, oder die Band den Gästen. Kneipen-Restaurants haben hier einen entscheidenden Vorteil genutzt, wenn nicht mehrere: Es ist bei ihnen sowieso immer eher laut, und man hat sehr wahrscheinlich auch mehrere Räume zu Verfügung, die leicht umgestaltet werden können. Entsprechend finden sich nicht nur in den Altstädten und auf anderen Vergnügungsmeilen, sondern manchmal auch in regelrechten Traditionskneipen-Restaurants echte Schätze an meist rustikalen Konzert- und Motto-Veranstaltungen. Weihnachten, Silvester, Karneval, Sommerfest, Halloween sind Standards, manchmal kommen simple Dinge wie wöchentliche Konzerte, Kabarett, Achtziger-Partys und diverse Junggesellen-Abschiede und Vermietungen hinzu. Und schon ergeben Essen, Trinken und stundenlange Abendunterhaltung an einem Ort eine wirklich stimmige Symbiose. Wie zu Beginn geschrieben: Kneipen-Restaurants sind nicht zu unterschätzen!

Und damit noch zu dem kleinen Makel dieser Entwicklung: Im Volksmund heißt es irgendwann, eine Location sei „durchgerockt“. Genau das kann natürlich schnell passieren, wenn allzu oft auf den Tischen getanzt wird, auf denen eigentlich gegessen werden soll. Konzepte wie die der Traditionellen, Progressiven oder Irischen sind meist gefeit gegen das „too much too soon“, das manchen Kneipen-Restaurants zustößt, die zu sehr auf ein einträgliches Programm für die breite Masse setzen – bei möglichst viel Bier- und Spirituosen-Verkauf möglichst auch noch. Man war dann halt zu sehr Programm-Kneipe. Und hat den Restaurant-Charakter vernachlässigt.