Neben den Ketten und den Imbiss-Restaurants gibt es eine weitere Klasse von Pragmatikern unter den Gastronomen. Diese sind insofern besonders interessant, als sie auch Qualitäten der „Lokalhelden“ in sich vereinen können, es aber meist nicht tun. Diese Sorte Restaurants dreht sich um die Bedürfnisse von Touristen, Angestellten und zum Teil auch Studierenden und Selbstständigen, die spätestens am Mittag, aber auch am Abend versorgt sein wollen. Häuser dieser Art sind meist innerstädtisch, manchmal aber auch in der Nähe von Büroparks und Ähnlichem anzutreffen. Sie setzen zur Mittagszeit auf eine übersichtliche, wechselnde Karte und am Abend auf opulentere, aber auch auf simple Gerichte. In Abgrenzung zu Imbiss-Restaurants wird noch mehr der Eindruck des „to go“ vermieden, wenn nicht gar ganz unterlassen. Manchmal bedient sich der Gastronom eines guten Tricks und es gibt zum Mittag abgespeckte Versionen des abendlichen Angebotes. So sollen die Gäste dazu gebracht werden, das „eigentliche“ Restaurant eher am Abend wieder zu besuchen. Insofern ist das Tourismus- und Business-Restaurant der Ganztags-Bar durchaus ähnlich: Man ist sich der Notwendigkeit eines Allround-Angebotes bewusst, sieht die eigenen Stärken aber gern vor allem im kulinarischen und atmosphärischen Angebot der Abendstunden.
Die Konkurrenz, manchmal auf engstem Raum in der Nähe von Messen oder Ausflugsorten, bestimmt den Alltag dieser Restaurants. Das führt zu einem permanenten Austarieren, wie viel Besonderheit und wie viel Standards sowohl auf den Karten als auch in Bezug auf das Ambiente eher nützen als schaden. Je mehr sich Restaurantketten in dieses Feld einmischen, desto mehr spielen auch Preispolitik und Spezialisierung eine Rolle. Und dies gerade zur Mittagszeit, obwohl es vor allem darum geht, möglichst ganze Gesellschaften, Reisegruppen und Firmenveranstaltungen für den Abend zu gewinnen.
Es ist also schwierig, für diese Sorte Restaurants, nicht eine gewisse Unstetigkeit bis Hektik auszustrahlen. Oft stellt sich beim Gast das Gefühl ein, dass die jeweilige Location doch Teil einer zumindest kleineren, vielleicht lokalen oder regionalen Kette sein könnte. Und das trifft in vielen Fällen durchaus zu, auch weil sich bestimmte Lagen – eben in der Nähe regelmäßig oder häufig wechselnder potentieller Kundschaft – nur Gastronomen erschließen, die gute Kontakte und/oder die richtigen Beziehungen haben. Dies kommt natürlich gerade in Altstädten oder denkmalgeschützten Vierteln ebenso vor wie in der Nachbarschaft von Bürohäusern und Einkaufsstraßen.
Welche dieser Restaurants sind also wahrscheinlich gut? Diejenigen, die sich nicht auffressen lassen vom täglichen Ausbalancieren von Klasse und schierem Durchlauf, sondern Eigenständigkeit und Qualität bewahren können.